Mit Herz, Haltung und Hoffnung
- Auenlandklinik Bad Bramstedt
- 15. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Ein Gespräch mit Frau Clausen, Leiterin der Schule in der Auenlandklinik

Frau Clausen, Sie tragen die Verantwortung für die Schule in der Auenlandklinik. Was macht den Unterricht in einer Klinikschule so besonders?
Frau Clausen: Das Besondere ist, dass wir – in höherem Maße als es im Klassenverbund möglich ist – den ganzen Menschen sehen, nicht nur die Schülerin oder den Schüler, sondern auch das, was sie gerade bewegt, herausfordert oder auch belastet. Unsere Kinder und Jugendlichen kommen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten zu uns – manche nur für kurze Zeit, andere für längere Aufenthalte. Wir schaffen hier einen geschützten Raum, in dem Lernen möglich wird, auch wenn das Leben gerade Pause drückt. Es geht nicht um Leistungsdruck, sondern um Orientierung, Struktur, Mut machen – und manchmal auch einfach darum, da zu sein.
Gibt es besondere Angebote für Patientinnen und Patienten mit Kindern?
Frau Clausen: Ja, unbedingt. Uns ist es wichtig, dass Familien nicht auseinandergerissen werden, nur weil ein Elternteil eine Behandlung braucht. Wenn Patientinnen und Patienten Kinder mitbringen, dann schauen wir gemeinsam mit unserem multiprofessionellen Team: Was braucht das Kind? Wie können wir es im schulischen Alltag auffangen und begleiten? Unsere Lehrerinnen und Lehrer kümmern sich nicht nur um den Unterrichtsstoff, sondern auch um Bindung, Stabilität und das Gefühl von „Ich bin hier gut aufgehoben“. Für viele Kinder ist das eine große Erleichterung – und für die Eltern eine enorme Entlastung.
Und wer darf dieses Angebot in Anspruch nehmen?
Frau Clausen: Grundsätzlich können alle stationären oder teilstationären Patientinnen und Patienten, die Kinder im schulpflichtigen Alter haben, mit uns Kontakt aufnehmen. Wir prüfen dann individuell, was möglich ist. Darüber hinaus beschulen wir die Kinder und Jugendlichen, die selbst in der Auenlandklinik stationär behandelt werden. Dabei arbeiten wir eng mit den Herkunftsschulen zusammen, damit der Anschluss später gelingt. Uns ist wichtig, dass niemand sich „zwischen den Stühlen“ fühlt. Hier bei uns gehört das Leben eben mit in den Stundenplan.
Was bedeutet für Sie persönlich Bildung?
Frau Clausen: Bildung ist für mich viel mehr als Wissen und Noten. Sie ist ein Schlüssel zur Welt – und zur eigenen inneren Welt. Sie befähigt uns, mitzugestalten, zu reflektieren, zu wachsen. Besonders in der Klinikschule erleben wir Bildung als etwas zutiefst Persönliches: Sie passiert dort, wo sich ein Mensch gesehen und ernst genommen fühlt. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher bei uns den Mut fasst, wieder Fragen zu stellen, neugierig zu sein – dann ist das für mich gelebte Bildung.
Dürfen wir zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage stellen? Was war Ihr eigener Beweggrund, Lehrerin zu werden?
Frau Clausen: Ich habe schon früh gespürt, dass ich Menschen auf ihrem Weg begleiten möchte – nicht belehren, sondern bestärken. Der Moment, in dem ein junger Mensch auf einmal wieder an sich glaubt, vielleicht nach einer langen Zeit der Unsicherheit oder des Stillstands – das ist für mich das Schönste an diesem Beruf. Und in der Klinikschule ist das noch einmal ganz besonders: Wir arbeiten hier mit großer Nähe und Tiefe. Das ist nicht immer leicht – aber es ist unglaublich sinnstiftend. Ich würde es nie anders wollen.
Frau Clausen, danke für Ihre wunderbare Arbeit und dieses Gespräch.

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